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Restauration Beta Coupe
Ein Bericht von Thomas Kreutzer. Teil 1
Die in diesem Beitrag wiedergegebenen technischen Daten und Verfahren werden nach bestem Wissen weitergegeben. Sollte wider Erwarten ein Fehler enthalten sein, so können Webmaster und Autor nicht dafür haften.


Am Anfang entstand die Sucht!

Torsten Hellwig ist absoluter Autobianchi A112 Fan und besitzt auch zwei davon. Sein Freund Thomas Kreutzer unterstützt ihn dabei, ist aber Lancia Beta Fan. 2005 hat der Thomas seinen Monte fertig restauriert und die Werkstatt war dann frei für die Restauration von Torstens Bianchis Baujahr 1972. Der Bianchi brauchte nur zerlegt und gereinigt werden (Vorteil vom Italien Import), aber das dauerte auch bis 2006, dann kam der A112 zum Lackierer. Die Stimmung vom Torsten war im Sommer 2006 miserabel, er wollte nicht mehr nur restaurieren, nein er wollte eigentlich mit den Autos Spaß haben. Sein anderer Bianchi mit den originalen 44 PS konnte ihm diese Befriedigung auch nicht geben. Torsten will eben heizen und nicht promenieren. Da kam wieder Thomas ins Spiel, er testete gerade an seinem Lancia Beta Coupe ein Benzingemisch mit Rizinusöl. Er fuhr beim Torsten vorbei und fragte ihn, ob er mit dem Beta gern eine Probefahrt machen würde und Torsten stieg ein und gab Gas. Es war ein schöner, lauer Sommerabend, die Fensterscheibe war heruntergedreht und der Beta hing gut am Gas, röhrte aus dem Ansa-Auspuff und stank so geil nach Rizinusöl, wie ein Rennwagen aus den 70’zigern. Auf den kurvenreichen Straßen, rund um den Donnersberg und mit dem gemachten Fahrwerk, dachte Torsten, er drehe eine Runde auf der Nordschleife. Aus einer Probefahrt wurden fünf und der Torsten war vom Betavirus infiziert. Die Sucht war da und Torsten wollte unbedingt auch so ein geiles Auto besitzen. Er studierte die Geschichte und die Vielzahl der Betabaureihe und dachte sich, so eine Beta Limousine ist selten und mit Anhängerkupplung ein ideales Zugpferd für einen Anhänger, mit dem A112 darauf. Diese Limousine ist bestimmt günstiger, wie ein Coupe und hat aber dieselbe Leistung. Das macht ein gutes Gesamtbild auf den A112 Treffen. Er suchte bei Mobile. de und fand dort sofort eine beige Limousine für 690€ in Ottenhofen / Bayern. Am Telefon wurde im versichert, aus erster Hand, Rentnerfahrzeug, wurde immer vom Rentner gepflegt und instandgesetzt, absolutes Schnäppchen. Also Koffer gepackt, Thomas mit genommen und auf nach Ottenhofen ( einfach 450KM hin und zurück). Wir waren dort angekommen und sahen dort eine absolute Ranzkiste. Der Rentner hat jedes Jahr neue Bleche auf die alten geschweißt und dann alles mit dem Pinsel überstrichen. Von A bis C Säule, Türen, Schweller alles mit Blech überschweißt und gestrichen. Nach 10 Minuten sind wir wieder eingestiegen und der Händler schaute uns nur noch mit langem Gesicht nach. Wir wollten nur noch weg, also 900KM umsonst gefahren und fühlten uns über den Tisch gezogen, aber aus Fehlern lernt man, oder Torsten?



Das richtige Auto ist gefunden, oder?

Nach dem Fehlschlag in Ottenhofen, mit der Limousine, durchsuchte Torsten bei Ebay alles unter Lancia Beta durch. Es waren kaum 2 Stunden vergangen, seit der Metzgersfahrt, da rief Torsten bei Thomas an und sagte, schau schnell mal bei Ebay nach, dort steht ein Beta Coupe in rot, Baujahr 83, mit 2 Litermaschine und erst 85 Tausend Kilometern drauf. Noch 24 Stunden und das Auto steht erst bei 150€. Ist das Auto gut und was kann ich bieten. Schnell schau es dir mal an und ruf zurück. Das Coupe stand vom Lack her nicht mehr gut da und vom Kühlergrill konnte das Baujahr auch nicht stimmen, aber wenn er nicht viel Rost hat und die Maschine wirklich erst 85 tausend Kilometer drauf hatte, kann man schon 500€ bieten. Torsten fing an zu bieten und bekam den Zuschlag für 301€ und sprang vor Freude in die Luft, weil er ja so ein tolles Schnäppchen gemacht hatte. Schau hier und guckst Du!



Und war es jetzt ein Schnäppchen? Zugfahrzeug und Anhänger geliehen und in den Odenwald gefahren. Dort angekommen stand in einer Neubausiedlung das verblasste Coupe, mit fast vier platten Reifen. ohne Türschlösser und ohne Verkäufer. Nach einem Handyanruf kamen dann zwei in schwarzgekleidete, zwanzigjährige Männer und sagten dass der Lancia einmal aufgebrochen und gestohlen worden ist. Dabei wurden sämtliche Türschlösser herausgebohrt und das Zündschloss wurde beschädigt. Ein neues Zündschloss gibt es aber umsonst dazu. Ich öffnete den Knoten des Kabels, das die Heckklappe schließt und schaute durch Entfernen der seitlichen Teppichbodenwände, die hinteren Stossdämpferdome an. Sie waren wie bei den meisten Betas total verrostet. An der hinteren Ecke des Heckscheibenrahmens war auch ein dickes Loch zu sehen, Frontscheibenrahmen war auch rostig, linke Kotflügel, linke hintere Radlauf und der linke untere Holm hatte Rost. Das untere Frontblech war verbeult und verzogen und der Innenraum grauenhaft anzusehen. Kabelstränge herausgezogen, Innenverkleidungen abgeschraubt und hineingeschmissen und zum Teil vermüllt.



Aber der Motor war nicht verölt, die vorderen Stoßdämpferdome sahen noch gut aus und das Auto war wirklich Scheckheft gepflegt. Das Coupe war aus zweiter Hand, Erstantrag war der Händler und die Erstzulassung war wirklich 1983, obwohl der Frontgrill, bzw. das ganze Fahrzeug ein 1980 Modell war. Es war eben eine Standuhr beim Händler gewesen. Das Coupe wurde 1992 abgemeldet und nicht mehr bewegt. Obwohl dem Torsten diese Mängel bewusst waren, kaufte er das Auto und wir schoben es auf den Hänger und es ging nach Hause mit Torstens Ebay Auto.